Wem die Stunde schlägt – oder warum der Brexit auch in Ihr Depot Löcher reißen könnte.
Sind die denn alle verrückt geworden? Eben, also gestern Abend, hat das britische Unterhaus beschlossen, Ihre Premierministerin nochmals nach Brüssel zu schicken, um den Brexit irgendwie nachzuverhandeln, besser zu verhandeln, Hauptsache irgendwas zu verhandeln.
Wie die Chose ausgeht, weiß ich auch nicht, ich fürchte nur, daß alles noch viel schlimmer kommt angesichts der unfassbaren Ignoranz vieler Beteiligter und der völlig verplemperten Zeit.
Es hilft alles nichts, der 29.März (=harter Brexit) ist näher als Du denkst. Und es wird höchste Zeit, sein Wertpapierdepot nach Werten zu durchforsten, die nach einem Brexit der üblen Sorte möglichst nicht mehr vorhanden sein sollten, will heißen, schleunigst verkauft gehören. Wohlan denn.
An erster Stelle stehen hier meines Erachtens britische Bankwerte und britische Immobilientitel. Konsumaktien wie Marks & Spencer und Tesco sowieso. Ebenso gefährdet sind britische Airlines, ja, auch Ryanair, weil alle Flugrechte zur Disposition stehen. Schwierig die Situation auch für die Autoindustrie auf der Insel inklusive vieler Zulieferer, weil die Just-in-Time-Ketten nicht mehr funktionieren werden. Das könnte durchaus auch auf europäischen Autoaktien und deren Zulieferer negativ abstrahlen.
Falls Sie nach alledem noch einen Trost brauchen, bitte schön. Wer britische Aktien aus dem Bereich Energie und Rohstoffe besitzt, braucht sich nicht so sehr Sorgen zu machen, hier scheinen in meinen Augen die Kurse einigermaßen stabil zu bleiben. Pharmaaktien wie Astra Zeneca könnten von einem möglichen Einbruch des Pfundes dagegen sogar profitieren. Sieh mal einer an.
Ach ja, und einen Seitenhieb auf ETF kann ich mir an der Stelle nicht verkneifen. Natürlich nicht. Das Wesen eines börsengehandelten Indexfonds ist es ja eben, alle Werte des dazugehörigen Index im Bestand zu haben. Also auch die Fußkranken. Bei einem ETF, in dem durch den Brexit gefährdete Werte enthalten sind, ist hier also die Gefahr von überproportionalen Verlusten besonders hoch. Dann klaube ich doch lieber die relevanten Werte selber aus meinem Depot und bin am Ende besser bedient. Und schlauer allemal.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“