Was nun, Carmignac Patrimoine? Über den faszinierenden Untergang eines Flaggschiffs
Einen guten Mittwochnachmittag wünsche ich Ihnen allen.
Machen wir eine Rückblende in das Börsenjahr 2008. Die Lehman Brothers gehen Pleite und in dieser unseligen Gemengelage haut es die Börsen dieser Welt so richtig in die Patsche. Alle Depots, alle Fonds gehen in die Knie.
Alle? Nicht alle. Es gibt da einen gewissen Èdouard Carmignac, der mit seinem Fonds Carmignac Patrimoine A gegen den Crash kämpft. Und erfolgreich ist. Sein Fonds schließt 2008 mit einem kleinen Plus. Einfach toll. Das hat kaum einer geschafft. Ob Zufall, ob Können, interessiert damals aber keinen. Hauptsache, ein Held war geboren. Ein Held der Finanzszene.
Die Folge. Wer Geld hatte, investierte von nun an in den Patrimoine Fonds. Sagenhafte 22 Milliarden Euro Fondsvolumen sind ein wunderbarer Ausweis dieses Herdentriebs.
Doch die Show des ehemaligen Fondsstars ist längst vorbei. Der Carmignac Patrimoine A hat in den letzten fünf Jahren noch nicht mal ein Prozent Plus gemacht, auf die letzten drei Jahre gerechnet sogar ein Minus von 2,7 Prozent erwirtschaftet. Und wie schlug sich der Fonds in der aktuellen Börsenkrise? Ganz miserabel. Die Performance auf die letzten 12 Monate notiert bei knapp minus zehn Prozent. Quasi unterirdisch.
Der schlechten Wertentwicklung folgte die Quittung auf dem Fuße. Ein Mittelabfluss von sieben Milliarden Euro ließ in Paris die Alarmglocken klingeln. Das Flaggschiff Carmignac Patrimoine A in schwerem Gewässer. Wie in solchen Fällen üblich folgten dann auch personelle Konsequenzen. David Older soll es jetzt richten, ein ehemaliger Hedgefondsmanager. Ob es gelingt, muss sich erst noch zeigen. Ein echter Neuanfang ist eben immer schwer.
Übrigens, der von mir initiierte gemischte Fonds Börsebius TopMix war im Krisenjahr 2008 auch einigermaßen erfolgreich, wie das Handelsblatt damals berichtete, er hat gleichwohl nie die Größe des Patrimoine erreicht, dafür aber auch nicht dessen Schicksal erleiden müssen. Smaller is halt doch beautiful.
Also: Èdouard Carmignac wird vermutlich in die Geschichte eingehen. Erst als Wunderkind der Fondsbranche, dann als gerupfter Guru und sowieso großartiger Kunstliebhaber. Was sich historisch am Ende durchsetzt, was wirklich wichtiger ist, wird sich noch zeigen.
Was am Ende für uns Anleger als Lehrstück dabei herauskommen sollte: Erstens ist Häme total falsch am Platz, Zauberer gibt es nur im Märchen. Zweitens lernen wir, nicht alles auf eine Karte zu setzen und drittens, Bescheidenheit ist nicht nur eine Tugend, sondern dringend vonnöten, wer am Ende mit seinem Depot zufrieden sein will. Das kann zwar dauern, aber lohnt sich.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“