Strafzinsen allerorten – und wie sich der Sparer gegen diese moderne Form der Wegelagerei wehren kann

Strafzinsen allerorten – und wie sich der Sparer gegen diese moderne Form der Wegelagerei wehren kann

 

Bereits vor mittlerweile fast zwei Jahren habe ich gegen Strafzinsen, also die moderne Form der finanziellen Wegelagerei angeschrieben. Genutzt hat es freilich nichts, alles andere hätte mich auch gewundert.

Die Geldinstitute sind reihum dazu übergegangen Strafzinsen zu erheben und das in einer mittlerweile relativ rauen bis frostigen Umgangsart mit ihren Kunden.

Dabei wird dieses böse Wort „Strafzins“ nebst Abwandlungen wie etwa „Minuszins“ natürlich gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Mir persönlich ist das nicht anders ergangen wie vielen anderer meiner Leser auch, im Schreiben meiner Bank steht „Guthabenentgelt“ und huch, wir hätten das auch so in einem Telefonat vereinbart. Andere Banken schreiben ähnliches Geschwurbel wie „Verwahrentgelt“ oder „Einlagengebühr“ oder was halt die Bankerphantasie so hergibt, wenn ich nicht Ross und Reiter benennen mag.

Alternativen, hui und pfui

Die Situation hat sich in den letzten Monaten geradezu dramatisch verschärft. Immer mehr Banken und Sparkassen verlangen mittlerweile ungeniert „Verwahrentgelte“ oder ähnliche Gebühren, die aber immer auf das Gleiche herauslaufen: Kohle fließt in die Taschen der Bank.

Freigrenzen fallen

Auch bei den Freigrenzen fallen jegliche Schamgrenzen. Waren früher noch 100.000 Euro üblich, ab deren Überschreiten erst die Gebührenkeule hochgehalten wurde, sind mittlerweile viele Banken dazu übergegangen, schon ab dem ersten Euro zur Kasse zu bitten.

Ein wunderbares Thema für den Wahlkampf?

Das Thema hat mittlerweile auch den Bundestag erreicht und zwar in Form einer parlamentarischen Anfrage der Linken. Ob sich im derzeitigen Wahlkampf irgendeine Partei zu dem Thema äußern mag? Wäre schön, wäre spannend. Wird aber wohl nicht kommen. Zu heiß das Thema.

Also, was ist zu tun?

Fangen wir mal mit den schlechten und Bloß-nicht Alternativen an. Schlecht ist in jedem Falle, nichts zu tun. Auch wenn es Freibeträge gibt (für Selbständige und Firmenkunden höhere als für Privatleute), so ist doch das Nichtstun keine gute Idee. Ebenso wenig luzid wäre der Einfall, eine Bank zu suchen, die noch keinen Negativzins erhebt. Jede Wette, irgendwann kommen die damit auch dort um die Ecke.

Ganz fatal ist jedoch, das Geld vom Konto abzuziehen und in riskante Geldanlagen stecken, ist auch die Versuchung noch so groß. Vor allem wird hier die verführerische Werbung von gewissen Anbietern in naher Zukunft erst recht auf Sie einprasseln. Containervermietung, Goldverwahrstellen, Schrottimmobilien, Edelmetalle, Kryptowährungen aller Art sind hier die roten Blinklichter, die bei jedem Anleger aufleuchten sollten.

Übrigens finde ich es auch keine witzige Idee, wenn Ihnen eine Bank „stattdessen“ Zertifikate anbietet, vor allem Sparkassen lassen meiner Meinung nach keine Gelegenheit aus, das ihren Kunden als gutes Investment anzupreisen.

Alles Pillepalle. Meine persönliche Meinung zu Zertifikaten: Nichts dahinter, Sondervermögen (wie bei Fonds) ist das schon gar nicht, allenfalls bunt bedrucktes Papier.

Geld unterm Kopfkissen oder im Tresor zu Hause muss auch nicht sein, so lustig ist das nicht, wenn Einbrecher fette Beute machen.

Offene Immobilienfonds sind im Prinzip eine brauchbare Alternative, allerdings nur, wenn Sie 36 Monate auf das Geld verzichten können, hier können die sogenannte Mindesthaltedauer und die lange Kündigungsfrist eine echte Spaßbremse sein.

Sachwerte sind das Gebot der Stunde.

Natürlich kann ein ausgewogenes Fondsdepot eine gute Alternative sein. Allerdings gilt es hier zu beachten, daß eine exzellente Wertentwicklung in der Vergangenheit keine Aussagekraft für die Zukunft hat. Also würde ich hier einem vorsichtigen Anleger ans Herz legen, seine Sympathien eher einem gemischten Fonds zu schenken.

Und was ist mit Aktien? Ja klar, Aktien sind eine Alternative zu Strafzinsen, die Entwicklung des Aktienmarktes ist Beweis genug. Eo ipso gewissermaßen. Allerdings ist hier zu beachten, daß der Aktienmarkt mittlerweile nicht mehr preiswert ist. Stock Picking ist also das Gebot der Stunde und wer nicht weiß, was er kaufen soll, für den ist vielleicht meine Börsebius TopTen- Masterliste der passende Fingerzeig.

Fazit: Der Strafzins kann auch eine Chance sein, wenn auch von den Verursachern ungewollt. Ja, die Alternativen bergen auch Risiken. Unterm Strich bleiben aber spannende Anlagemöglichkeiten. Daher: Danke fürs Nachdenken. Danke für die Steilvorlage.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“

 

Tags: Strafzins, Verwahrentgelt, Einlagegebühren, Minuszins, Boersebiusfonds, Boersebius, Sachwerte, Wahlkampfthema Strafzins

 

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