Schwarzer Montag an den Börsen: Ruhe bewahren, auch wenn es schwer fällt
So etwas wie am vergangenen Montag haben viele Banker und Privatanleger seit Urzeiten nicht erlebt. Die Kurse stürzten weltweit ab und übertrafen in Verlustpunkten sogar den Crash aus dem Jahr 2001 und den aus 2008.
Die weitere Ausbreitung des Coronavirus einerseits und ein Zusammenbruch des Ölpreises andererseits wurden vielfach als Ursache des Black Monday genannt und das ist zwar formal richtig, aber die tiefere Ursache ist die immer mehr um sich greifende Sorge vor einem Kontrollverlust, der möglicherweise nicht mehr beherrschbar ist.
Dabei gibt es zu früheren Finanzkrisen einen fundamentalen Unterschied. Damals führte die Hilflosigkeit der Notenbanken und des IWF zur sich selbst verstärkenden Wirkung der Panik an den Märkten, heute ist es die (teilweise) Hilflosigkeit der politischen Institutionen und Regierungen, die die Verunsicherung bei der Bevölkerung befeuert.
Letzte Woche gingen beispielsweise noch hunderttausende in die Fußballstadien, diese Woche spielen die Profis in leeren Stadien (vermutlich richtig, auch wenn es mir als FC-Fan richtig wehtut), nur in der „Alten Försterei“ (FC Union Berlin) soll noch vor vollen Rängen gespielt werden, also würde das Coronavirus um dieses Station einen Bogen machen. Aber kulturelle Veranstaltungen in Berlin werden abgesagt. Was ist das denn für ein Senat? Das ist doch völlig verrückt.
Dabei gilt im Großen (auf behördlicher Seite) wie auch im Kleinen (als Sparer und Anleger) die allererste Devise: Ruhe bewahren, auch wenn es schwer fällt. Das Schlimmste, was Börsianer jetzt auf keinen Fall machen sollten, wären Panikverkäufe.
Der Rat, Ruhe zu bewahren kann aber nur dann Sinn machen, wenn Aussicht auf Besserung besteht.
Dabei ist es zwar richtig, darauf hinzuweisen, daß frühere Finanzkrisen auch überstanden wurden, aber das alleine hilft in der momentanen Situation auch nicht so recht weiter. Es müssen schon triftigere Anhaltspunkte vorliegen, die eine Besserung der aktuellen Situation indizieren.
Zunächst einmal ist die Idee der deutschen Finanzaufsicht, Banken Erleichterungen in der Kapitalausstattung zu genehmigen, zwar nur ein Schritt, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und die Idee soll wohl noch diese Woche in die Tat umgesetzt werden.
Zusammen mit den von der Regierung geplanten fiskalischen Erleichterungen für möglicherweise in Not geratene Unternehmen und dem bereits bekannten Instrument des Kurzarbeitergeldes kann sich hier ein Weg aus der Krise öffnen.
Das alles kann natürlich nur im Zusammenspiel mit europäischen Institutionen funktionieren.
Was mir, ehrlich gesagt, einige Hoffnung beschert ist der Rückgang des Coronavirus in China. Immer vorausgesetzt, daß die Zahlen stimmen, heißt das doch nichts anderes, daß dort die Wirtschaft allmählich wieder Fuß fasst.
Natürlich haben mich in den letzten Tagen viele Anruferinnen und Anrufer gefragt, ob denn jetzt (immer noch) die niedrigen Kurse zum Kauf genutzt werden können und sollten.
Wahr ist, daß viele Aktien mittlerweile zu Kursen zu haben sind, nach denen die Anleger noch vor Wochen gelechzt hätten. So gesehen kann es für mutige Anleger (immer noch und erst recht) eine gute Idee sein, jetzt schon einzusteigen. Dieser Rat mögen sich bitte nur Langfristanleger zu Herzen nehmen und bitte nicht die nervösen Hemden, denen das Auf und Ab zu sehr an die Nieren gehen kann.
Was ich letzte Woche schon geschrieben habe, gilt nach wie vor. Wenn ich schon den durchaus mutigen Entschluss treffe, gerade jetzt Aktien zu kaufen, dann sollten es bitteschön, auch die richtigen sein. Also würde ich persönlich nach wie vor vier Aktien aus China favorisieren: Den Pharmawert Tigermed, den Autobauer Geely, das IT-Unternehmen Tencent und die Handelsplattform Alibaba.
Wer unbedingt noch deutsche Werte beimischen will, dem würde ich Nahrungsmittelwerte ans Herz legen und den einen oder anderen Pharmatitel, ja, durchaus auch Bayer. SAP und Teamviewer sind aber auch nicht übel.
Das Wichtigste: Panik ist der denkbar schlechteste Ratgeber. Bloß nicht überstürzt das Depot leerräumen, sondern Ruhe bewahren. Das ist das A&O des besonnenen Anlegers.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“