SAP, was nun? Nach dem Gemetzel ist vor dem Gemetzel
Ja, ja, so schnell kann´s gehen. Eigentlich war ich mir sicher, Sie heute mit meiner aktuellen Börsebius TopTen Masterliste überraschen zu können. Doch dann verhagelte mir das jüngste Kursdesaster bei SAP dieses Vorhaben.
So richtig wundert mich das Debakel bei SAP eigentlich nicht, hatte ich doch schon vor einiger Zeit in der Börsenwelt einen nötigen Wechsel von Tech zu Value propagiert. Allerdings hat mich das Ausmaß der Abstrafung schon sehr überrascht und nicht nur das, in Wirklichkeit hat in der Aktie des Walldorfer Software-Konzerns ein regelrechtes Gemetzel stattgefunden.
Was ist eigentlich passiert? Die SAP Aktie stürzte vergangenen Montag um unglaubliche und unfassbare 22 Prozent ab. Damit wurde ein Börsenwert von mehr als 32 Milliarden Euro an einem einzigen Handelstag vernichtet.
Dabei hatten die Walldorfer eigentlich nur verkündet, daß die Corona Krise auch bei ihnen Kratzer im Geschäft angerichtet habe. Nur: Das haben andere Unternehmen auch erlebt mit keineswegs so drastischen Kursreaktionen.
Als viel schlimmer wurde indes die Nachricht empfunden, daß eine strategische Neuausrichtung bevorstehe, man wolle sich mehr aufs Cloudgeschäft konzentrieren. Das muss man sich ja auch genüsslich auf der Zunge zergehen lassen: SAP ist ein Unternehmen, das mit der Aussage wirbt, einen besseren Einblick in zukünftige geschäftliche Entwicklungen geben zu können. Just das Eingeständnis, genau das nicht richtig gesehen zu haben und nun einen strategischen Schwenk vornehmen zu müssen, hat der Vorstand von SAP am vergangenen Montag eingeräumt. Mit den bekannten desaströsen Folgen.
Mehr als Willenserklärungen hat das Management dann am Ende auch nicht abgeliefert und es sieht ganz danach aus, als hätte das unerwartete Ende der Doppelspitze im Frühjahr diesen Jahres und der Abgang der Führungsfrau Jennifer Morgan doch schmerzhafte strategische Defizite aufgezeigt und auch strukturelle Lücken gerissen. Klar ist zwar, daß SAP immer noch profitabel arbeitet, aber eben nicht (mehr) profitabel genug. Zumindest nicht, um einen Kurs von über 100 Euro zu rechtfertigen.
Bloß politische Insiderkäufe?
Nun haben die SAP Granden gestern bereits ziemlich Flagge gezeigt und einen Insiderkauf nach dem anderen in der SAP Aktie gestartet.
Mitgründer Hasso Plattner kaufte für 250 Millionen Euro Aktien des eigenen Unternehmens und zahlte im Durchschnitt haarscharf 101 Euro je Aktie. Wow, das klingt nach Bazooka.
Neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden Plattner kauften auch andere Organmitglieder SAP Aktien. Allerdings für deutlich weniger und das sagt mir, daß es sich eher um politisch indizierte Insiderkäufe handelt. Wer jetzt mit den 250 Millionen von Plattner als „pro SAP“ wedelt, der übersieht, daß Hasso Plattners Gesamtwert an SAP Aktien bei rund 7 Milliarden liegt. Da sind 250 Millionen mal eben schnell verfrühstückt und tun nicht groß weh.
Aber: So lange grassierende Kundenunzufriedenheit bei SAP vorherrscht und das tut sie noch, werden auch Organkäufe in der Aktie nicht viel bringen. Unzufriedene Kunden vergeben auch weniger Aufträge. Basta.
Solang sich hier nichts tut, gilt „Nach dem Gemetzel ist vor dem Gemetzel“. Jedenfalls sehe ich die Gefahr weiterer Kursabschläge als durchaus groß an. Ich würde den fairen Wert von SAP mittlerweile eher Richtung 60 Euro einschätzen. Und weiß Gott nicht (mehr) bei 100. Und daher fliegt die SAP auch aus der Börsebius TopTen Masterliste. Sie werden es spätestens nächste Woche sehen. Mit eigenen Augen.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Keywords: SAP, Gemetzel, Kursziel, Techaktie, IT, Cloud, Internet, Software, Walldorf
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