Dividendenaristokraten: Havarie einer guten Idee oder wo der Königsweg wirklich langgeht
Es gibt viele gute und schlechte Ideen bei der Aktienselektion, bei der Suche nach Werten also, die dauerhaft das Wertpapierdepot versüßen. Chartanalyse (eher schlecht, weil viel Kaffeesatzleserei), Bilanzwusler (auch nicht immer genial, weil viele Vergangenheitsdaten immer noch eine zu große Rolle spielen), Cashflowprediger (gar nicht mal so schlecht eigentlich) und – natürlich – die Anhänger einer Dividendenstrategie.
Widmen wir uns also der Anlageidee, nur solche Werte ins Depot zu nehmen, die eine hohe Dividende bezahlen. Und das möglichst dauerhaft. Klingt chick, klingt hochkonservativ aber gleichwohl renditestark.
Wirklich?
Ich kenne aus der Vergangenheit jede Menge Veröffentlichungen – ja, auch aus hochseriösen Blättern – über sogenannte Dividendenaristokraten mit denen sich der Anleger beruhigt schlafen legen kann und ihm über Nacht die fetten Dividenden nur so ins Depot kullern und alle sind froh und glücklich.
Soweit der Wunsch, aber hält die Praxis dem frommen Ansinnen auch Stand?
Die Realität kann dagegen manchmal wirklich brutal sein. Ein wunderbares Beispiel dafür ist Daimler. Des bin ich gewiss, der Autobauer findet sich eben genau in den vorbeschriebenen Listen der Dividendenaristokraten. Bei Daimler lässt sich nunmehr getrost von einem Dividendendebakel reden. Von ehemals guten 3,25 Euro kürzt der Autobauer seine Ausschüttung auf nur noch mickrige 90 Cents.
Und das ist noch nicht mal die große Ausnahme. Auch die Deutsche Telekom kürzt ihre Dividende, wenn auch nicht so dramatisch, auf nur noch 50 nach 60 Cents. Das klingt nach nicht so viel, sind aber immerhin 16 Prozent weniger als im Vorjahr.
An Daimler und der Deutschen Telekom zeigt sich also ziemlich drastisch die Havarie einer ganz guten Idee. Und auch bei BMW und Continental dürfe es in der Ausschüttung abwärts gehen.
Das klare Fazit lautet also: Nicht alle Dividendenaristokraten sind wirklich welche und der Anleger muss wissen, daß eine hohe Ausschüttung nicht automatisch „auf immer und wenig“ bedeutet, sondern die Herrlichkeit auch mal ganz schnell zu Ende sein kann.
Dividendenkaiser
Nun wäre es ganz und gar verfehlt, in dumpfe Tristesse ob dieser Erkenntnis zu versinken. Es ist vielmehr angesagt, sich auf die Suche nach Werten zu machen, bei denen eine solche Havarie voraussichtlich ausbleibt.
Und die gibt es meines Erachtens auch am Deutschen Aktienmarkt. Es sind Unternehmen, die über ein ziemlich stabiles Geschäftsmodell verfügen und die es sich eben leisten können, ihre Eigentümer mit steigenden Ausschüttungen glücklich zu machen.
Ja, ich weiß, sie sind jetzt schon gespannt wie ein Flitzebogen.
The OSCAR goes to Allianz, Münchener Rück, Hannover Rück als Hauptdarsteller. Und an die Hamborner Reit und die Deutsche Beteiligungs AG als Nebendarsteller.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“