Die goldene Krypto-Nase der Sparkassen oder wie ein moralischer Kompass auf der Strecke bleibt…
Von den vielen Mails, die ich tagtäglich bekomme, ist ein gut Deut davon irgendwas mit Krypto. Da bekomme ich dann unterschwellig mitgeteilt, wie blöd ich doch wäre, bisher beim schnellen Geldverdienen nicht dabei gewesen zu sein, wo es doch so einfach ist, Millionär zu werden. Immerhin hätte das ja auch schon der Schauspieler X und der berühmte Sportler Y gemerkt. Also jetzt würde es wirklich höchste Zeit sich an die Gelddruckmaschine zu setzen.
Der Geruch vom großen Geld ist offenbar auch bei den Sparkassen angekommen. Es kann aber auch sein, daß es mehr die Gier nach der Teilhabe an dem großen Glücksspiel ist. Ob es allerdings zum Nutzen und Frommen der Kunden taugt, mögen Sie am Ende der Kolumne vielleicht besser beurteilen können, so hoffe ich wenigstens.
Krypto-Wallet Idee
Was Paypal kann, das können wir doch auch. Die Idee eines sogenanntes Krypto-Wallets auch den hauseigenen Kunden zu offerieren, kam Ende des vorigen Jahres bei einigen Sparkassenobristen auf die Tagesordnung, zu spannend schien die Teilhabe am heißen Spiel um Kryptowährungen zu sein. Grob 50 Millionen Kunden könnten so auf einen Schlag erreicht werden.
Die Reaktion der Presse war dementsprechend harsch. Die Zeit fand das „Keine gute Idee“ und die Süddeutsche Zeitung titelte „Eine Einladung zum Zocken“. Schallende Ohrfeigen allenthalben.
Sparkassenlager zerstritten
Doch erst in diesem Jahr und zwar am vergangenen Montag, äußerten sich Vertreter aus dem Sparkassenlager zu der Causa Krypto-Wallet. Und das durchaus contra.
„Kryptowährungen sind keine Geldanlagen, die Sparkassen ihren Kunden anbieten wollen“, erklärte Ulrich Reuter, seines Zeichens bayerischer Sparkassenpräsident. Noch rigider die Meinung des DSGV-Präsidenten (Deutscher Sparkassen- und Giroverband), der Kryptowährungen sogar mit Schneeballsystemen verglich. Soweit an dieser Stelle mein Applaus für die pointierten Stellungnahmen. Und meine Kolumne könnte an dieser Stelle ihr jähes Ende finden, Thema verfehlt, falsche Überschrift?
Weitere Heimsuchung
So klar das Statement der beiden Verbands-Großkopfeten war, so eindeutig ist es für das Sparkassenlager insgesamt durchaus nicht.
Es gibt nach wie vor Befürworter der Krypto-Wallet-Idee, die sich nur im Moment nicht so recht aus der Deckung trauen. Einer davon soll Peter Schneider sein, der Präsident des baden-württembergischen Sparkassenverbandes, der immerhin postuliert, daß Kundenanfragen nach Kryptowährungen zunähmen.
Nach wie vor aber wird das Thema Krypto-Wallet vom Verbundunternehmen „S-Payment“ auf Lunte gehalten. S-Payment war ja auch im übrigen Initialgeber der ganzen Idee, so ist jedenfalls zu hören. Neuerdings soll sich das Verbundunternehmen technische Hilfe beim Münchener Startup „Tangany“ geholt haben, das sogar über eine Krypto-Verwahrlizenz verfügt. Im Moment sieht es so aus, daß S-Payment erst mal in aller Stille und im kleinen Kreis die Krypto-Wallet weiter entwickeln soll. Bis sich der ganze Pulverrauch gelegt hat.
Der moralische Kompass scheint perdu
Daß ausgerechnet die Sparkassen – zumindest einige von Ihnen – vom Gebühren Roulette um das Thema Krypto nicht lassen wollen, zeigt, daß der moralische Kompass bei einigen Akteuren abhandengekommen ist. Nun gut, das war bei den Lehman Zertifikaten kaum anders. Manche lernen es eben nie. Und manche noch später.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Tags: Börsebius, Sparkassen, Krypto, Blockchain, Bitcoin, DSGV, Tangany
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