Deutsche Bank, was nun? Oder wenn die Nacht am schwärzesten ist…

Deutsche Bank, was nun? Oder wenn die Nacht am schwärzesten ist…

Ach du herrjeh. Morgen ist kein guter Tag für die Deutsche Bank. Morgen ist die jährliche ordentliche Hauptversammlung und es ist sicher, daß es dort ziemlich unordentlich hergeht, will sagen, ganz dicke Knüppel geschwungen werden. Nieder mit dem Vorstand, nieder mit dem Aufsichtsrat, die taugen alle nichts, die können alle nichts, die wirtschaften einfach blöd und so weiter.

Ich bin mir sicher, daß bei allem Geschrei um Nichtentlastung und Versagen die Versammlung seinen geplanten Fortgang findet, am Ende also alle nötigen Beschlüsse im Sinne von Vorstand und Aufsichtsrat gefällt werden, die verbalen Ohrfeigen nebst roten Lauschern sind ein paar Tage später schon Geschichte.

Was allerdings bleibt, ist der katastrophale Aktienkurs. So niedrig stand die Börsennotiz der blauen Bank noch nie und es gibt natürlich viele kluge Leute, die so einen Wert nie und nimmer zum Kauf empfohlen haben. Oder hätten.

Nie und nimmer? Apropos rote Ohren. Ich gehöre nicht dazu. Die Aktie steht als Kaufempfehlung immer noch in meiner Börsebius TopTen Masterliste. Autsch.

Früher war ich auch ein totaler Gegner der Deutschen Bank, und wie. Allerdings habe ich mich schon zu John Cryans Zeiten langsam für die Aktie erwärmt und erst recht seit Christian Sewing das Szepter schwingt. Viele Börsebius Leser verstehen allerdings meine Treue zur Deutschen Bank nicht und eine, wie ich finde, recht gut formulierte Kritik von Herrn Dr. G. (Danke übrigens!) will ich Ihnen nicht vorenthalten.

„Vielen Dank für Ihre brandaktuelle Masterliste, sehr geehrter Herr Rombach – ich freue mich immer sehr, wenn ich von Ihnen Post und interessante Anregungen erhalte!
Da ich schon seit über 35 Jahre als Arzt arbeite, habe ich auch Ihre Börsebius-Kolumne im DÄBl. stets gerne gelesen – am liebsten damals noch auf der letzten Seite. Ich habe Ihnen viel gute Tipps zu verdanken bspw. zur Münchner Rück oder auch zur Postaktie, welche ich bei ca. 12 € das Stück gekauft, mich über viele schöne Ausschüttungen gefreut und inzwischen auch meinen Enkelkindern vermacht habe.

Was ich immer mit wundersamem Interesse verfolgt habe, war Ihre langjährige fundamentale Kritik an der Deutschen Bank. Denn damals hatte ich aus alter Verbundenheit noch ein paar Stück im Depot, es gab gelegentliche Ausschüttungen und schließlich habe ich die Aktie dann bei rund 40 € verkauft – Gott sei Dank! Und nun haben Sie genau dieses krisengeschüttelte Institut seit gehöriger Zeit auf Ihrer Masterliste – why? Ich erinnere mich noch lebhaft daran, daß Sie schon „kaufen bis 20 € und Kursziel 30 €“ etc. genannt haben; inzwischen haben Sie bei diesem „Rechtsinstitut mit angeschlossener Bank“ kräftig zurückgerudert: „kaufen bis 10 € und Kursziel 18 €“ – hoppla. Was ist der Grund? Wieviel sauerverdientes Geld soll damit denn noch verbrannt werden? Mir drängt sich zunehmend der Eindruck auf, daß vielleicht aus irgendeinem persönlichen (?) Grund Sie an diesem Wertpapier wider alle Vernunft festhalten?

Ich bleibe Ihnen auf jeden Fall gewogen und wünsche Ihnen Alles Gute!“

Also nochmals herzlichen Dank für diese fundierte Kritik, etliche Telefonate ähnlicher Thematik durfte ich auch schon über mich ergehen lassen. Und ich will mich dem natürlich auch stellen.

Also, all die schlimmen Gründe für den Niedergang der Aktie will ich hier jetzt gar nicht en Detail aufdröseln, die kennen Sie ja auch zur Genüge.

Hier nur in gebotener Kürze:

a) Krisen nicht wirklich abgehakt
b) Das Scheitern der Fusionsgespräche blaue Bank und gelbe Bank.
c) eklatante Ertragsschwäche
d) sinkende Kurse bedingen sinkende Kurse
e) Arroganz der Führungsriege

Ich habe allerdings schon die Dynamik der negativen Sachverhalte unterschätzt und bin wohl auch zu früh auf die Hurra-Seite gewechselt. Aber dieses Risiko habe ich bei einer Kaufliste immer.

Außerdem bin ich eine treue Seele und wenn ich mich für einen Wert erst mal entschieden habe, will ich ihn auch halten. Das macht allerdings nur dann Sinn, wenn es auch Gründe dafür gibt, einen Titel im Portfolio zu lassen. Auch wenn der Markt die nicht kennt oder nicht kennen will.

Also zunächst sind meines Erachtens nun alle negativen Faktoren im Kurs drin. Da kann nicht mehr viel Neues kommen. Hoffe ich wenigstens. Außerdem gibt es Pläne bei der Deutschen Bank, das kostenträchtige Investmentbanking zu reduzieren.

Aber das Wichtigste scheint mir die Dividendenkontinuität zu sein. Selbst in der Finanzmarktkrise hat die Deutsche Bank eine Dividende bezahlt und das kann – sollte das so bleiben – noch von einigem Wert sein.

Diese Dividendenkontinuität und die Tatsache, daß der Markt alle schlechten Nachrichten schon kennt, hält die Aktie in meiner TopTen Masterliste. Das letzte Mal, als die Deutsche Bank (also das Vorgängerinstitut) keine Dividende zahlte, schrieben wir das Jahr 1934.

Welche Aktiengesellschaft kann das von sich behaupten? Das sind wenige Gründe, ich weiß, die Deutsche Bank zu halten oder gar zuzukaufen. Aber es sind meines Erachtens gewichtige. Und wenn die Nacht am schwärzesten ist, folgt oft ein strahlender Tag.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“