„America First“ oder die neue Lust auf US-Staatsanleihen
Wow! Die Börsen am Montag im Kaufrausch. Die Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China am Rande des G20 Gipfels in Argentinien ließ die Aktienmärkte mal so richtig krachen. Der DAX startete fulminant mit mehr als 2,5 Prozent Plus und beendete den Tag auch mit starken Gewinnen. Schon am Abend hatte ich die ersten Anrufe und Mails wegen meiner negativen Einschätzung zum DAX, da hätte ich mich aber mal gründlich vertan, jetzt ginge es denn wohl auch richtig ab mit der Jahresendrallye. Meine Antwort: warten wir doch einfach mal die nächsten Tage ab.
Bei genauem Hinsehen ist nämlich diese vermeintliche Einigung im Handelsstreit gar keine. Der beste Dealmaker ever hat nämlich gar nichts hinbekommen außer einer bescheiden Fristsetzung von nur wenigen Wochen. Twitterkönig Donald „China wird die Zölle auf Autoimporte aus den USA senken und abschaffen“ steht mit seiner Meinung nämlich ziemlich alleine. Selbst die Wirtschaftsberater des Präsidenten hatten am Abend des Gipfels Mühe, den „grandiosen Deal“ in verständliche Worte zu fassen, will heißen, vernünftig zu erklären. Und in China selbst? Nur wenige Stunden nach dem Treffen der Staatschefs verweigerte Chinas Außenminister Geng Shuang in Peking eine Stellungnahme zu den kolportierten Autozöllen.
Kurzum, die Party ist schon wieder vorbei. Schon am Dienstag legten die Börsen den Rückwärtsgang ein und auch heute lief es nicht gut. Vorbei und Essig mit der Euphorie an den Aktienmärkten. Und das meines Erachtens völlig zurecht. Neben den sehr berechtigten Sorgen um eine bevorstehende Rezession bleiben die allseits bekannten Probleme mit dem Brexit, mit Italien und den geopolitischen Verwerfungen als klare Bedrohung für die Aktienmärkte.
Was tun? Welche Alternativen bleiben dem geplagten Anleger, der sich nicht jeden Tag neu orientieren kann und will und der auch nicht das Knowhow hat mit alternativen Strategien (etwa Stillhaltegeschäften oder Puts) dagegen zu halten? Alles nicht so einfach.
An Ihrer Stelle würde ich mir doch mal die Mühe machen sich amerikanische Staatsanleihen anzuschauen. Wir haben es hier im Moment mit einer sogenannten inversen Zinsstruktur zu tun, das heißt, für zweijährige Titel gibt es eine höhere Verzinsung als etwa für zehnjährige Bonds. Eine inverse Renditestruktur geht normalerweise mir einer drohenden Rezession einher, was wiederum eher eine Gefahr für die Aktienmärkt weltweit ist.
So oder so denke ich, daß US Staatsanleihen eine gute Idee als Depotabsicherung sein können. Vorausgesetzt, der Dollarkurs macht im Verhältnis zum Euro keinen Strich durch die Rechnung. Und den Strich sehe ich – unterm Strich – nicht.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“