Wirecard, was nun? Tesla, was nun? Aramco, was nun?
Als eine unendliche Geschichte mit finsteren Abgründen erschreckt die Wirecard-Aktie derzeit viele Anleger. Und das meines Erachtens total zu Recht.
Diesmal war es nicht die vielgescholtene Financial Times, die das Messer auf den deutschen DAX-Wert gewetzt hat, sondern das hochsolide Handelsblatt. Dort stand heute Morgen zu lesen, daß die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst&Young das Testat des Abschlusses 2017 für Wirecard Singapur verweigert hat. Zitat: „Wir können weder die Angemessenheit, Vollständigkeit und Richtigkeit des Jahresabschlusses feststellen, noch können wir den Umfang möglicher Anpassungen abschätzen, die in Bezug auf den Jahresabschluss der Gesellschaft erforderlich sein könnten.“
Peng. Ich würde mich ganz und gar nicht wundern, wenn die Börsennotierung von Wirecard demnächst unter die Marke von 100 Euro rutschte. Nicht wegen Singapur, das mag ja Wirecard selbst noch als Petitesse klein reden, sondern weil Wirecard parallel Zinsen für Einlagen bei der eigenen Wirecard Bank bietet, die normalerweise keine Bank dieser Welt zu zahlen bereit ist. Das finde ich schon sehr, sehr seltsam.
Tesla, was nun?
Na, wenn das mal nicht ein Knalleffekt für die deutsche Automobilindustrie war. Tesla produziert demnächst in Deutschland. Da verschluckten sich die Manager von VW, BMW und Daimler fast an ihren Frühstücksbrötchen.
Und wie reagieren die Börsianer auf diese Nachricht? Sie denken, jetzt aber ganz schnell die Tesla Aktien kaufen. Ist das richtig oder falsch?
Ich glaube, es ist falsch. Wer zocken will, für den ist Tesla ein wunderbarer Wert. Für den seriösen Anleger ist Tesla meines Erachtens eher dazu geeignet, einen möglichst weiten Bogen um den Titel zu machen.
Tesla wird an der Börse (immer noch) als Wachstumswert gehandelt, zumindest was seine Börsenkapitalisierung ausmacht. Doch das ist Tesla einfach nicht mehr. Das Wachstum ist im dritten Quartal sogar zurückgegangen. Der Börsenwert ist somit einfach zu hoch.
Aramco, was nun?
Nun also ist es soweit. Saudi Aramco geht an die Börse. Der weltgrößte Ölkonzern endlich auch was für den Otto-Normal-Anleger?
Nun mal langsam mit den schnellen Pferden. Der Börsengang der Superlative ist einer mit Haken und Ösen. Zunächst einmal will die saudische Aramco lediglich 1,5 Prozent ihrer Aktien an die Börse bringen (gut, das sind immer noch drei Milliarden).
Kosten soll der Spaß die Investoren zwischen 30 und 32 Ryad – das sind zwischen 8 und 8,53 Dollar, macht zusammen die hübsche Summe von rund 25 Milliarden Dollar. Also so gesehen wird es sich (nach Alibaba) wahrscheinlich um den bisher größten Börsengang in diesem Jahr handeln trotz der vergleichsweise mickrigen Tranche von 1,5 Prozent.
Zeichnen würde ich die Aktie erst mal nicht. Ich finde sie eigentlich zu teuer und mir ist die Abhängigkeit vom Ölpreis zwar nicht suspekt, aber doch irgendwie beachtenswert. Erst mal abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Ein Börsengang wie geschmiert wird das sicher nicht.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“