Trade Republik oder die wundersame Gebührenfreiheit.
Wie wir alle wissen ist das Internet Fluch und Segen zugleich. Müllhaufen und Goldklumpen. Was viele allerdings nicht wissen oder nicht wissen wollen, ist das fulminante Fortschreiten des Verdummungsgrades dortselbst.
Das gilt natürlich und erst recht für die Welt der Börsen und Finanzmärkte. Dort gibt es einerseits tolle neue technische Möglichkeiten (Blockchain), andererseits aber auch freche Versuche, die Leute zu verhohnepiepeln.
Beispiel gefällig? Aber gerne doch.
Aus Berlin trommelt der neue deutsche Broker „Trade Republik“ mit einer enormen medialen Lautstärke und dem Einsatz aller möglichen sozialen Medien. Trade Republik sei „Deutschland erster mobiler und provisionsfreier Broker“ und man nehme lediglich einen Euro Fremdkostenpauschale für die Abwicklung.
Glaube ich den begeisterten Reaktionen im Internet, hat die Welt schon lange auf ein so grandioses Geschäftsmodell gewartet, ein Wertpapierbroker, der es umsonst macht, einfach toll.
Tip, Tap, Trade oder was?
Zunächst einmal ist Trade Republik ein rein auf Smartphones ausgelegter Wertpapierbroker. Der Clou des Geschäftsmodells konzentriert sich auf „Tip, Tap, Trade“. Will heißen Simplifizierung der Prozesse. Also mal eben zack, zack, Wertpapiere kaufen. Und das, wie gesagt, alles „für umme“, also provisionsfrei.
Wenn wir uns aber mal das Geschäftsmodell von Trade Republik genauer anschauen, sehen wir im Grunde einen alten Hut, den Volksbanken, Sparkassen, aber auch Strukturvertriebe schon lange aufhaben: einfach Produkte aus dem eigenen Laden verkaufen.
Also: Die Einengung der angebotenen Produkte auf Selbstgestricktes und die Beschränkung der Handelspartner führen dazu, daß der Kunde quasi in einem virtuellen Käfig sitzt und das fressen muss, was der Wärter ihm anbietet.
Bei Trade Republik heißt das: Transaktionen erfolgen ausschließlich über das elektronische Handelssystem LS Exchange und Zertifikate sollen am liebsten die von HSBC Trinkaus sein.
Mal eben 100 Siemens über die Börse Frankfurt direkt kaufen? Nicht möglich.
Tip,Tap, Daneben.
Den Kunden wird erklärt, die sei vor allem deswegen nötig, um die Prozesse zu vereinfachen und zu verbilligen. Das kann ja auch stimmen, führt aber im Ergebnis dazu, daß die Kunden nur Geschäfte tätigen, die Trade Republik hinten rum was einbringen, und zwar über Rückvergütungen. Glauben Sie nicht? Schauen Sie einfach in die AGB´s von Trade Republik. Dort werden die Rückvergütungen „Abwicklungskosten-Zuschüsse“ genannt. Klingt eleganter, kommt aber auf dasselbe raus.
Das alles ist nicht verboten. Andere Online Broker machen das auch. Aber Trade Republik setzt der Frechheit schon die Krone auf. Merke also, provisionsfrei ist noch lange nicht umsonst.
Tip, Tap, Erwischt.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“