Gold und Silber lieb´ ich sehr, aber warum eigentlich?
Die Freunde des gelben Edelmetalls müssen einiges aushalten. Im Guten wie im Schlechten. Freud und Leid ist bei Goldfans gleichermaßen anzutreffen. Jahrelang hatten die Käufer des gelben Edelmetalls einen Riesenspaß an kletternden Notierungen. Aber genauso oft verzweifelten die Goldliebhaber an eklatanten Kurseinbrüchen.
Obwohl Gold als Krisenmetall gilt – und Krise haben wir derzeit nun wirklich genug – erlebt das Edelmetall derzeit einen fulminanten Verfall. So als wäre die Welt mit sich im Reinen,
als gäbe es Trump nicht, keine Irankrise, keinen Handelskrieg, keinen koreanischen Diktator, keine Schuldenkrise.
Aber die Welt ist eben gerade nicht mit sich im Reinen, und eigentlich müsste der Preis des Goldes dann steigen, aber genau das ist nicht der Fall. Im Gegenteil fiel der Wert in den letzten drei Monaten um knapp zehn Prozent. Was tun, weinen, demütig abwarten, wütend sein oder aber vielleicht einfach mal um die Ecke denken?
Wer an diesen Kurskapriolen verzweifelt (oder über steigende Notierungen jubelt), mag sich vielleicht fragen, wer macht eigentlich den Goldpreis und muss ich Gold überhaupt haben?
Lassen Sie mich mit letzterem anfangen. Die oft gehörte Regel, daß fünf oder zehn Prozent des Vermögens in Gold oder Edelmetallen gehalten werden soll, ist purer Unfug. Gold als Schmuck ist eine feine Sache. Gold als Geldanlage nicht. Gold verzinst sich nicht und läßt sich im Zweifel nicht so schnell zu Geld machen. Wenn es darauf ankommt, können die Behörden sogar den Besitz von Gold verbieten, was in der Vergangenheit durchaus schon vorgekommen ist.
Nun zum Goldpreis selbst. Schon vor mehr als einem Jahrzehnt habe ich an dieser Stelle geschrieben, daß der Goldpreis anscheinend von einer kleinen Bankerrunde in einem Londoner Hinterzimmer manipuliert wird. Genauso wie das lange Jahre mit dem Libor, dem internen Bankenreferenzzins gemacht wurde. Der Liborskandal ist mittlerweile ruchbar geworden und hat sogar schon zu Verurteilungen wegen Markttricksereien geführt. Beim Goldfixing sind die Aufsichtsbehörden noch nicht so richtig weitergekommen, sie untersuchten hier auch die Rolle der Deutschen Bank. Ich bleibe dabei, daß der Goldpreis vermutlich nach wie vor von einer vergleichsweise kleinen Truppe in London (manche nennen sie „die Goldjungs“) gemacht wird und dies oft genug nicht auf der Basis von Angebot und Nachfrage oder als Spiegelbild der geopolitischen Lage. Weiß der Teufel, nach welchen Kriterien.
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Börsebius TopTen Masterliste: work in progress
Viele Anfragen erreichen mich dieser Tage, wann denn die neue Börsebius TopTen Masterliste kommt. Vor allem in den derzeit schwierigen Zeiten wäre eine Orientierung wichtig. Den Wunsch kann ich gut verstehen, sind doch die Zeitläufte (in der Tat) so, daß gut unterfütterte Daten und Fakten recht gefragt sind. Aber eben drum, weil sich die politische Großwetterlage ständig ändert, gilt es, besondere Sorgfalt bei so einer Aufgabe walten zu lassen. Kurzum: ich geh mit der neuen Masterliste schwanger.
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Natürlich gibt es Anleger, die sich für Gold begeistern und ich habe jeden Respekt der Welt für sie. Ich möchte Ihnen aber doch einiges mit auf den Weg geben.
Erstens, kaufen Sie niemals Gold in Form von vagen Versprechungen, in Form von Termingeschäften und ähnlichem Schnickschnack.
Zweitens, Vorsicht ist erst recht angesagt, wenn Ihnen jemand anbietet, „Ihr“ Gold sicher in der Schweiz oder sonstwo zu verwahren. Die schöne Besitzurkunde ist in der Regel nur schöner Schein. Mir hat vor einiger Zeit einmal ein Anleger erzählt, er habe an eine liechtensteinische Gesellschaft 50.000 Euro überwiesen und die habe ihm dafür Gold und Silber gekauft, das jetzt in der Schweiz lagere. Er sei sogar dahin gefahren und habe in der Tat die Barren gesehen. Die Frage ist nur, ob das denn auch wirklich echtes Gold und Silber ist und selbst wenn, gehört es ihm? Ich würde einen alten Besen fressen, wenn dem so wäre.
Drittens, kaufen oder verkaufen Sie Gold nie, wenn Sie glauben, Sie müssten das wegen des aktuellen Krisenzustandes der Welt so oder so tun. Gold folgt eigenen Gesetzen, die wir nicht
verstehen, weil wir nicht wissen, was und wer wirklich den Preis macht.
Viertens, wenn schon, denn schon: Eine echte Alternative zum Goldbarren (liegt nur irgendwo rum) ist sogenanntes „Xetra-Gold“ Das ist ein an der Börse gehandeltes Wertpapier, das mit Gold
hinterlegt ist. Meines Erachtens eine echte Alternative. Und gut für Angsthasen. Sie können jederzeit das Wertpapier in echtes Gold tauschen. Fast tausend Kunden haben das tatsächlich auch schon „getestet“.
Fünftens, ich persönlich behänge meine Frau lieber mit güldenem Geschmeide. Damit sichere ich mir eine gute Presse und schön sieht es auch noch aus.
Die wunderschöne alte Volksweise „Gold und Silber lieb` ich sehr, könnt´ es auch gut gebrauchen, hätt` ich nur ein ganzes Meer, mich hinein zu tauchen“, hat gleichwohl Bestand. Aber mehr lyrisch gesprochen.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“