Stopp-Loss-Orders: Trügerische Sicherheit, die keine ist.
So oder ähnlich kann´s gehen: Donald Trump haut mal wieder einen Tweet raus, der sich gewaschen hat. Jetzt wird es also ernst mit dem Handelskrieg. Die Kurse fallen daraufhin weltweit. Kein Problem, ich habe ja eine Stopp-Loss-Order gesetzt. Die italienische Regierung verkündet, sie wolle nunmehr endgültig den Euro verlassen. Die Kurse fallen daraufhin weltweit. Kein Problem, ich bin ja schlau, ich habe ja eine Stopp-Loss-Order gesetzt. Auch wenn ich bei einer einzelnen Aktie denke, na lange, wird das nicht mehr gut gehen, mit dem Kursanstieg, ist ja alles easy going für mich, dank meiner Stopp-LossOrder.
Immer wieder höre ich von Lesern, die mich anrufen, „da setze ich einfach eine StoppLoss-Order und dann kann mir nichts mehr passieren“. Mich erschreckt diese Ansage regelmäßig zutiefst und ich frage mich, warum dieser Anleger eigentlich glaubt, daß ihn eine solche Weisung vor Ärgerem schütze. Sie – die Stopp-Loss-Order – tut es nämlich genau nicht und ich will gerne versuchen, Ihnen den Glauben an deren wundersame
Wirkung gründlich zu vermiesen.
Vorweg frage ich mich allerdings schon, wie kommt die Stopp-Loss-Order zu ihrem guten Ruf? Ich glaube, daran sind Heerscharen von Bankberatern schuld, die ihren Kunden suggerieren, der Berater mache sich Sorgen um Wohl und Wehe des Kunden. „Sie können doch Ihr Depot ganz gut absichern, wenn Sie ein Stopp-Loss setzen“. Der Kunde mag sich dann vielleicht gut aufgehoben und geschmeichelt fühlen, sicherer vielleicht auch. Und dennoch ist eine Stopp-Loss-Order (oder Stopp-Loss-Limit) der blanke Unsinn. Stopp-Loss-Orders gaukeln Ihnen eine vermeintliche Sicherheit vor, wo gar keine ist. Denn beim Erreichen der gesetzten Marke wird eine Aktie verkauft, ob das Sinn macht oder nicht, ist völlig egal. Welcher Stopp-Kurs gesetzt wird, ist völlig willkürlich und durch nichts zu begründen. Wo ist der richtige Stopp-Kurs, wenn mein Wert momentan bei 10
Euro steht? Bei neun, acht oder sieben Euro? Das weiß niemand.
Gut, nehmen wir an, Sie haben am Freitag einen Stopp bei 8 Euro gesetzt. Am Montag startet die Börse schwach, weil irgendwo in der Welt etwas Schlimmes (siehe oben, Trump) passiert ist und der Kurs touchiert die Marke von 7,98 Euro und erholt sich dann im Laufe der Zeit wieder auf 9,50 Euro. Ihr Problem: Der Wert ist weg, endgültig, genau bei 8 Euro verramscht. Echt ein tolles Geschäft.
Gerade in hochvolatilen Zeiten wie diesen sind Stopp-Loss-Orders höllisch gefährlich, weil sie einen voll auf dem falschen Fuß erwischen können. Wir haben in den letzten Monaten doch wirklich oft genug die Situation erlebt, daß die Kurse erst stark fielen und dann in den Tagen darauf ebenso deutlich wieder nach oben kletterten, etwa vor und nach dem Juncker-Trump-Treffen.
Oder um auch mal eine Einzelaktie zu nennen. Wer langsam an der Deutschen Bank verzweifelte und einen Stopp-Loss bei 9,60 Euro gesetzt hatte, konnte sich vor gut einem Monat darüber „freuen“, daß seine Stopp-Loss-Order ausgeführt wurde. Das war denn auch fast der tiefste Kurs, bis auf ein paar Cents. Heute marschiert die Deutsche Bank stramm auf 11 Euro zu und ich würde gerne wissen, wie sich der arme Wicht, dem die
Stopp-Loss-Order, so trügerisch „geholfen“ hat, jetzt wohl fühlt.
Die Stopp-Loss-Order ist also genauso widersinnig wie der – zuweilen tiefverwurzelte Glaube – eine „ bestens“-Verkaufsorder führe zum bestmöglichen Verkaufserlös. Das ist mitnichten so. Im Gegenteil, sie führt im Ergebnis zum Schlechtesten aller möglichen Kurse. Also, stoppt Stopp-Loss-Orders. Quatsch bleibt Quatsch. Auch wenn er sich gut anhört.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“