Schwarze Löcher oder warum Stock Picking das Gebot der Stunde ist.

Schwarze Löcher oder warum Stock Picking das Gebot der Stunde ist.

Was uns unsere Väter und Großväter lehrten – ja auch die Mütter und Großmütter – ist zumindest an der Börse nicht mehr richtig. Wenigstens teilweise nicht. Früher hieß es, Leute, kauft RWE, Allianz, Henkel und legt Euch in Ruhe schlafen und am besten ist es, die Dinger auch noch zu vererben.

Heute kommst Du damit nicht mehr weit. Siehe Henkel. Vor ein paar Tagen sorgte eine Gewinnwarnung dafür, daß die Aktie in nur einer Börsensitzung mal eben knapp 10 Prozent nach unten rauschte. Dabei ist dieser Titel durchaus in vielfacher schlechter Gesellschaft, seit sich die Gewinnwarnungen mehren und in Reaktion darauf die Kurse dramatisch einbrechen (Continental, Apple, Deutsche Bank, Commerzbank etc.). Wer das erlebt, glaubt an die Theorie der schwarzen Löcher auch bei Finanzwerten. Also, was tun?

Der Blick auf den DAX und seine nahe Zukunft läßt eher erwarten, daß im Februar oder März noch mal die Marke von 10.000 Indexpunkten getestet wird, nach unten wohlgemerkt. Es gibt einfach zu viele gewichtige Belastungsfaktoren, um hier schon auf Entwarnung zu trommeln. Erst recht Brexit, Italien sowieso, dann noch weltweite konjunkturelle Abschwächungstendenzen, eine restriktivere Tendenz der Notenbanken und am Ende des Elends Donald Trump. Das halten weder Kuhhaut noch der DAX aus.

Kurzum: Stockpicking ist das Gebot der Stunde. Und zwar nicht nur bei der Titelauswahl, „welche Werte gehören in ein gut sortiertes Depot“, sondern erst recht die Titelabwahl „was muß dringend raus oder darf erst gar nicht rein?“. Eine schwierige Aufgabe, gewiss. Wer mag, kann sich an meiner Börsebius TopTen Masterliste orientieren, deren Überarbeitung in den nächsten Tagen ansteht. Dort stehen ja nicht nur Werte, die ich gut finde, sondern Titel, denen ich nichts oder nicht so viel zutraue.

Ich will Ihnen aber heute schon einige Überlegungen von mir anvertrauen. Continental, den Autozulieferer, liebe ich zum Beispiel gar nicht mehr. Und das nicht nur wegen der bekannten Gewinnwarnungen, sondern weil Opel gerade eben einem Konkurrenten (Segula) den Vorzug gegeben hat, und das völlig unerwartet. Diese brandaktuelle Meldung wird meiner Meinung nach – später – weitere Gewinnwarnungen bei Conti nach sich ziehen.

Total spannend finde ich dafür die Aktien von CTS Eventim und Kapsch. Genauer gesagt, die neue Story, die sich um die beiden Unternehmen „rankt“. Sie werden vor allem CTS Eventim als Ticketvermarkter für Konzerte kennen, aber das ist natürlich nicht das Aufregende an der Geschichte.

Nein, die beiden Unternehmen steigen groß ins Mautgeschäft in Deutschland ein, wobei sich CTS Eventim auf das Knowhow von Kapsch Trafficcom verlassen kann, die schon länger in diesem Metier unterwegs sind. Was ich dazu gelesen habe, klingt alles ziemlich schlüssig. Das könnte eine gute Investmentidee sein.

Eine Tugend allerdings, die uns unsere Vorfahren lehrten, gilt an der Börse nach wie vor. Geduld, Geduld, Geduld. Und sich nicht verrückt machen lassen von Tagesereignissen. So gelingt es auch in schwierigen Zeiten.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“