Ein schwarzer Schwan namens DeepSeek

Ein schwarzer Schwan namens DeepSeek

 

So also geht Hybris. Donald Trump verkündet ein 500 Milliarden Dollar-Investitionspaket zur Förderung der Künstlichen Intelligenz, ohne zu sagen, wie das alles finanziert werden soll. Doch den Börsen war das völlig schnurz. Bislang jedenfalls. Besoffen von der puren Ankündigung legten US-Technologiewerte weiter zu und lagen damit natürlich weit außerhalb vernünftiger ökonomischer Relationen. Die Vormachtstellung der USA in Sachen KI muss gesichert werden. Lex Trump. Punktum also. Nur ein schwarzer Schwan wäre noch in der Lage, diese irren Bewertungen zu gefährden.

An der Börse ist ein Schwarzer Schwan oder auch Black Svan der Alptraum aller Investoren und er schlägt immer dann zu, wenn nahezu niemand ihn erwartet. Dafür richtet er jedenfalls enorme Schäden an. Kommt freilich immer darauf an, für wen.

Dabei ändert der Schwarze Schwan naturgemäß immer seinen Namen. War es früher einmal die Freigabe des Schweizer Franken oder der Abgasskandal bei VW, so heißt er seit gestern „DeepSeek“.

DeepSeek ist ein chinesisches KI-Unternehmen, das bis vor wenigen Stunden kaum jemand kannte. Just dieses StartUp düpierte mit der Ankündigung eines Konkurrenzproduktes zu ChatGPT die gesamte US-Hightech-Branche. DeepSeek ist mit seinem „R1“ offenbar genauso gut wie ChatGPT, war aber in der Entwicklung anscheinend um Längen billiger und verbraucht – mindestens genauso wichtig – weitaus weniger Energie und weniger Chipleistung.

Was dann folgte, war nur noch blankes Entsetzen an den Börsen. Die Billionen schwere Bewertung vor allem beim Chiphersteller Nvidia wurde plötzlich in Frage gestellt und führte bei diesem Unternehmen zu dramatischen Verlusten. In der Spitze verdampfte bei Nvidia eine Marktkapitalisierung von 400 Milliarden US Dollar. Aber auch Microsoft und Alphabet gerieten unter die Räder, ebenso viele andere Technologieaktien.

Daneben fiel auch noch Siemens Energy mit minus 20 Prozent ziemlich drastisch, um nicht zu sagen, dramatisch. Lange hatte der erwartbar steigende Strombedarf der rechenintensiven KI-Systeme dem Unternehmen Flügel verliehen. Aber wenn es anscheinend so viel der Energie gar nicht bedarf, musste auch hier der Absturz folgerichtig sein.

Und nun?

Das aktuelle Schauspiel um DeepSeek zeigt vor allem eines: die Verwundbarkeit von Billionenbewertungen bei Technologie Aktien und die Anfälligkeit gegenüber Börsenschocks.

Auf der anderen Seite gilt es auch zu bedenken, dass an der DeepSeek Story einiges nicht unbedingt stimmen muss. Der angebliche Entwicklungsaufwand von nur 6 Millionen Dollar ist lächerlich gering (zu gering!) und wird genau so wenig stimmen wie die kolportierte Entwicklungszeit von nur zwei Monaten. Die DeepSeek Hardware gibt es indes schon seit 2021.

Der konsequente Schluss aus alledem scheint mir aber zu sein, dass die Silicon Valley Vorherrschaft in Sachen KI von den Chinesen zumindest angekratzt ist. Das lässt Raum für weitere Abstürze bei Nvidia & Co.

Nur mal so nebenbei: Börsebius warnte schon vor gut einem halben Jahr vor den abstrus hohen Nvidia Notierungen.

Siehe hier:

Du hast nach Nvidia gesucht

Am Ende ist ein Schwarzer Schwan immer der Richter der Sorglosigkeit. Anderen blind glauben, Augen zu und durch war noch nie eine gute Anlagestrategie.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“

Tags: Börsebius, Kolumne, Finanzmärkte, Börsebius TopSelect, Börsebius TopMix, Börsebius Bosses Follower Fund, DeepSeek, Schwarzer Schwan, Black Svan, Nvidia, Siemens Energy, Microsoft, ChatGPT,

 

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