Krasse Anlageidee: Gegen einen berühmten Versager
Die Idee zu dieser Kolumne verdanke ich einem aufmerksamen Leser und das freut mich ganz besonders für Ihn und, wie ich hoffe, auch für Sie alle.
„Guten Tag Herr Rombach!
Kürzlich sinnierten Sie über die gute alte Zeit, als es die „inversen“ Anlageempfehlungen der Dt. Bank gab.
Wäre das hier eine Alternative?
Alles Gute für 2023 und herzlichen Gruß,
mögen Sie uns mit Ihrer Expertise und Kolumne noch lange erhalten bleiben
M.“
Ein erfolgloser Börsenpromi als Steilvorlage
Also, zusammengefasst, es geht in dem obigen Link darum, daß der Börsenpromi Jim Cramer anscheinend so unfassbar erfolglos ist, daß ein neugegründeter ETF daraus eine Anlagestrategie bastelt und genau immer das Gegenteil davon macht, was Cramer so alles gut findet.
Dieses Anlageprodukt hört dann folgerichtig auf den Namen „Inverse Jim Cramer ETF“ und soll mit dieser Strategie des „genau anders herum“ sagenhaft erfolgreich sein. Weil eben niemand so oft daneben liegt wie die Aktienlegende Jim Cramer. Soweit die Story.
Marketing Gag oder echte Alternative?
Was also halte ich von dieser Anlageidee? Zunächst einmal kann es auch sein, daß die ganze Story ein bloßer Marketing Gag ist, um die Anleger neugierig zu machen. Selbst wenn man diesen ETF gut findet, dürfte es ziemlich schwierig bis unmöglich sein, den auch als deutscher Anleger zu kaufen.
Außerdem habe ich mir mal den Chart des „Inverse Jim Cramer ETF“ angeschaut. Wie Sie wissen, lässt sich aus dem Kursverlauf alles herauslesen, was man will, wenn man nur die „richtigen“ Zeitachsen zum Vergleich hernimmt. Natürlich gibt es auch Phasen, in denen dieser ETF erfolgreich war. Es geht natürlich auch genau anders rum. Beispiel: Mitte März 2022 notiert der ETF bei 1.080 Dollar, Mitte Mai dann aber bei nur noch 840 Dollar. Also nicht gerade zum Jauchzen.
Nicht alle Eier in ein Nest legen
Genau genommen verstößt diese Anlageidee sowieso gegen die eherne Börsenregel, daß man nicht alle Eier in ein Nest legen soll. Also nicht hopp oder topp investieren. Wer allerdings als Beimischung in so was investiert und daran Spass hat, bitteschön. Aber ein ernsthaftes Investment ist das in meinen Augen nicht.
Hat es alles schon mal gegeben
Auch wenn der Artikel von meinem Kollegen Alexander Langer in der Zeitschrift Capital vom 20.12.2022 witzig geschrieben ist, so richtig neu sind solche verrückten Ideen wirklich nicht.
Ich kann mich noch gut an einen – ebenso – berühmten Banker erinnern, das ist aber mittlerweile mehr als dreißig Jahre her, der die Fachwelt mit absolut treffsicheren Investments regelmäßig in üppiges Staunen versetzte. Den Namen sage ich nicht, aber ich kannte ihn gut, weil ich unter anderem mal bei der Wirtschaftswoche ein Anlageforum auch mit ihm moderierte.
Irgendwann stellte sich heraus, daß der Gute zwei Investmentfonds mit fast identischen Namen aufgelegt hatte und bei dem einen immer genau das Gegenteil tat, was er beim anderen investierte. Also „passte“ ein Investment immer und das legte er dann als „Beweis“ vor. Am Ende kostete die Trickserei zwar nicht seinen Kopf, aber seinen Job bei der Bank. So kanns auch gehen.
Und die Wissenschaft?
Wenn man schon auf verrückte Anlagetipps aus ist, die gleichzeitig fundiert und wissenschaftlich abgesichert sind, dann wird der Interessierte tatsächlich fündig. Es gibt durchaus ernstzunehmende Studien, die Erstaunliches belegen. Wer immer die ersten 5 Gewinner eines Fonds kauft, erzielt (danach) eine Minusperformance. Wer aber die 5 schlechtesten Fonds erwirbt, wird dagegen (zukünftig) besser als der Markt abschneiden.
Doch: Wer traut sich das schon? Gegen den Strom zu schwimmen, ist halt gar nicht so einfach.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Tags: Börsebius TopSelect, Börsebius TopMix, Börsebius Bosses Follower Fund, der Börsebius, Prognosen, Inverse Jim Cramer ETF, Jim Cramer, Börsenwissenschaft, Contrary Opinion, Capital, Alexander Langer
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