Der DAX vor dem Abgrund: Eine fürchterliche Welle

Der DAX vor dem Abgrund: Eine fürchterliche Welle

Guten Tag allerseits. Mein lieber Schwan, so etwas habe ich in der Dimension noch nie erlebt. Derzeit wabert eine Welle von Gewinnwarnungen durch die Börsensäle und in deren Gefolge sehen wir Kursverluste von atemberaubenden Ausmaßen.

Fresenius Medical Care letzte Woche minus 16 Prozent, bei Heidelberger Zement sind fast 10 Prozent futsch, Zalando Aktien verloren schon ein Fünftel ihres Wertes, Hapag Lloyd ebenso. Den Vogel schossen gestern AMS ab. Der Apple-Zulieferer verlor nach – ja, klar, einer Gewinnwarnung – sage und schreibe 26 Prozent. Ein Gemetzel ohnegleichen. Aber auch der DAX lässt kräftig Federn, wenn wundert´s. Ein Fall der Marke von 10.000 Indexpunkten ist gar mehr so unwahrscheinlich.

Und, ach du Schreck, nun auch noch gestern das Bayer-Drama. Entgegen der hochgeschraubten Erwartungen des Bayer Managements blieb das Gericht in dem bekannten Glyphosat-Prozess bei seiner grundsätzlichen Meinung der Schädlichkeit und reduzierte bloß die Strafzahlung für Monsanto. Das brachte die Bayer-Aktie ziemlich in die Bredouille. Der Leverkusener Wert fiel gestern in der Spitze 12,6 Prozent.

Die weiteren Aussichten für die Börsennotiz sind jetzt erst recht tiefrot. Kein Wunder bei fast 9.000 anstehenden Klagen, von denen gestern lediglich eine (!) weiter verhandelt wurde.

Wen diese Entwicklung überrascht oder gar auf dem falschen Fuß erwischt hat, möge bitte nochmal meine Kolumne vom 29. August 2018 „Bayer, was nun?“ nachlesen.

Bitte, ich will nicht alles tiefrot malen. Es gibt meines Erachtens auch unschuldige „Opfer“ der Gewinnwarnungshysterie. SAP ist so ein Beispiel. Die büßten letzte Woche fast sechs Prozent ein, obwohl das Unternehmen weiter stark wächst, aber eben – aus Sicht der Investoren – nicht stark genug. Ich finde den Kursrückgang bei SAP dagegen stark übertrieben und sehe hier günstige Einstiegskurse. Das gilt übrigens auch für Fresenius Medical Care.

Aber wie geht es nun weiter? Meiner Meinung nach bleibt der Druck hoch und zwar sowohl bei weiter zu erwartenden Gewinnwarnungen einzelner Gesellschaften, aber eben auch durch die finanztechnische Großwetterlage. Die ist alles andere als beruhigend. Da kommt schließlich einiges zusammen. Der eskalierende Etatstreit Italiens mit der EU, die Verschärfungen des Ost-West-Verhältnisses, eine mögliche wirtschaftliche Abschwächung in China und nicht zuletzt die elende Zollschrankenthematik.

Trost kommt lediglich von den in meiner letzten Kolumne so sehr gescholtenen Chartisten. Die Kollegen sehen die aktuelle Situation als „zeitnahe“ Bodenbildung. Der positive Aspekt würde verstärkt durch das „Fibonacci Retracement.“ So heute in der Börsen-Zeitung „Korrektur des Dax vor dem Abschluß“ nachzulesen, diesmal immerhin auf Seite 17 und nicht auf Seite 13. Der gute Fibonacci war im Mittelalter ein Mathematiker und hat heute noch glühende Fans in der technischen Analyse. Ich bin mir nicht sicher, ob Fibonacci sich so einen wie den Trump vorstellen konnte, aber sei´s drum. Ich jedenfalls sehe den Markt weiter in Gefahr. Und in was für welcher.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“