Das Unbehagen wächst
Langsam mache ich mir Sorgen. Vor exakt 10 Tagen hatte ich bei meiner Börsebius TopTen-Masterliste noch mehr als 32 Prozent Gewinn zu Buche stehen, was mir an sich eh schon unheimlich war. Und immer noch ist. Es ist im Grunde kein gutes Zeichen für die Börsen, wenn in nur ein paar Monaten solche Gewinne möglich sind. Da ist einfach zu viel Casinomentalität an den Finanzmärkten ausgebrochen.
Immer noch fulminante Gewinne
Heute liege ich bei der Börsebius TopTen-Masterliste im Durchschnitt immer noch bei über 20 Prozent Plus und einige Werte (Baader Bank AG) haben sich nach wie vor mehr als verdoppelt und manche sind knapp bei 100 Prozent (SLM Solutions AG), aber das Unbehagen wächst.
Der Markt ist angeknackst
Fakt ist, der DAX hat uns nicht mehr lieb. Naja, nicht mehr so lieb, er ist immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Aber: Just am Valentinstag – wie gemein – fing der deutsche Aktienindex seinen vorläufigen Niedergang an und tauchte bis zum heutigen Tage immer weiter ab. Erholungsphasen gab es in der Zeit wenige. Ansätze zur Besserung wurden meist im Keim erstickt.
Gar keine Frage, die Aktienmärkte sind in eine labile Phase eingetreten. Die Überhitzungstendenzen sind unübersehbar. Das hat nicht nur mit dem Hype um Kryptowährungen zu tun, dem ich demnächst auch eine eigene Kolumne widmen werde.
Dienstmädchenhausse?
Was mir auffällt: die Gruppenrotation nimmt zu. Solche Phänomene sind oft in späten Haussephasen und vor Beginn eines längeren Abschwunges zu beobachten. In meinem privaten Umfeld sprechen mich darüber hinaus immer mehr Leute auf Aktien an, die ansonsten mit dieser Anlagegattung wenig am Hut hatten.
Dieser Tage berichtet mir sogar mein Praktikant, daß er jetzt auch in den „Markt eingestiegen“ sei. Früher nannte man sowas – Verzeihung – Dienstmädchenhausse. Puh, alles Zeichen, die zur Vorsicht mahnen.
Wer bezahlt am Ende den Deckel?
Wer genau hinschaut, was bisher der Treiber für die exorbitante Bewertung des Aktienmarktes war, respektive immer noch ist, weiß, es ist im Grunde nur ein einziger, nämlich das unverschämt niedrige Zinsniveau. Dagegen sind alle anderen Anlageklassen mehr oder weniger chancenlos. Von Immobilien natürlich abgesehen. Für die gilt die Privilegierung freilich auch.
Es ist somit nicht mehr als folgerichtig, daß schon ein vergleichsweises Anziehen der Renditen am langen Laufzeitende, wie es in den letzten Tagen zu beobachten ist, die Märkte in ziemliche Unruhe versetzt.
Parallel mit dem Anziehen der Zinsen kocht langsam auch wieder die Inflationsdiskussion wieder hoch, na sagen wir mal eher, sie köchelt. Aber auch das reicht in der aktuellen Situation auch schon für eine allgemeine Verunsicherung der Marktteilnehmer.
Und natürlich fragen sich immer mehr gewichtige Adressen an den Kapitalmärkten, wer am Ende den Deckel bezahlt. Also den Preis für das ungehemmte Drucken von Geld, für das ungenierte Agieren der Notenbanken, für die verlorene Zeit so mancher Staaten, ihre Hausaufgaben zu machen. Das Wort Haushaltsdisziplin ist gar nur eine „Causa non grata“. Schlimm. Schlimm.
Man mag es sich gar nicht ausmalen, was alles noch kommen kann. Und doch ist es die Pflicht eines ehrbaren Chronisten, auch mal den Finger zu heben. Und sei es auch warnend.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Hier noch der Link zur Börsebius TopTen-Masterliste
Börsebius TopTen-Masterliste 20.01.2021
Tags: DAX, Aktienindex, Börsebius TopTen-Masterliste, Bitcoin, Formycon, Baader Bank, Risiko, Chance
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