ETF: Die Krise bringt es an den Tag… Oder wie sich die Webfehler von ETF dramatisch auswirken
Viele Börsebius Leser wissen, daß ich nicht gerade ein Freund von ETF bin. Ich bin in den letzten Wochen auch immer wieder gebeten worden, „aus aktuellem Anlass“, wie es so schön heißt, dem Thema um Exchange Traded Funds, also zu börsengehandelten Indexfonds, eine Kolumne zu widmen.
Den „aktuellen Anlass“ habe ich im November 2018 schon mal aufgegriffen. Ich schrieb da folgendes:
Ach, und zum Schluß vielleicht noch ein, wie ich finde, wichtiger Gedanke zum angesprochenen Gesamtbild des geschätzten Lesers. Bisher mussten (oder konnten) ETF in der Krise ihre Daseinsberechtigung noch nicht rechtfertigen oder anders herum, der Beweis steht noch aus, daß ETF bei einer langanhaltenden Baisse oder einem Kurssturz „halten“ oder – ganz im Gegenteil – gar den Kurssturz noch verschlimmern könnten. Vielleicht sind ETF in einer solchen Phase ja auch trojanische Pferde für ein Wertpapierdepot. Es kann gut sein, daß diese Nagelprobe näher rückt.
Das kann man wohl sagen, daß das mit der Nagelprobe im jüngsten Börsencrash „funktioniert“ hat. Bei manchen ETF konnten Preise tagelang nicht gestellt werden oder etliche Anleger mussten lernen, daß zwischen Geld und Brief, also der Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskursen Welten lagen. In aller Schlichtheit konnten bei Notverkäufen in der Corona Krise bei weitem nicht die Werte realisiert werden, die den ETF eigentlich rein rechnerisch ausgemacht hätten.
Es versteht sich von selbst, daß sich dieses Problem immer wieder stellen wird. Niemand wird so naiv sein zu glauben, daß es an den Börsen ab jetzt nur noch aufwärts gehen kann. Die nächsten Baissen werden kommen, des´ bin ich gewiss.
Leider wird sich aber am Erfolgsmodell „ETF“ nichts ändern. Das hat aber weniger damit zu tun, daß dieses Produkt einzigartig sei und nur dem Nutzen und Frommen des Anlegers dient, sondern weil sich die Initiatoren damit eine goldene Nase verdienen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß dem Anleger durch die vermeintlich geringen Kosten eines ETF die Sinne vernebelt werden und neuerdings soll es die Dinger ja quasi umsonst geben. Doch bitte, siehe oben, in der Krise ist gar nichts umsonst.
Vielleicht noch mal einige grundsätzliche Anmerkungen zu ETF.
Also: Nach der Definition kauft ein Indexfonds (ETF=Exchange Traded Fund) die Papiere eines Index als Korb, in einem DAX-ETF wären demnach alle DAX Werte gewichtet vorhanden.
Es stimmt zunächst einmal, daß ETF deutlich günstiger sind, schlicht, weil sie nicht gemanagt werden. Aber es ist auch wahr, daß viele ETF eben nicht die Aktien des zugehörigen Index im Bestand haben, sondern nur Derivate – also Wetten – vorhalten, die die Indexzusammensetzung vorspiegeln. Hier handelt es sich um sogenannte SWAP – basierte ETF. Wollen Sie das wirklich, Wertpapiere besitzen, die aus Wetten bestehen?
Kritiker wenden dann ein, was ich denn überhaupt wolle, es gäbe doch sogenannte physisch replizierende Fonds, wie zum Beispiel „ishares“. Die würden die tatsächlichen Werte des Index dann auch kaufen.
In der Tat, jawohl, das stimmt, die physisch replizierenden Indexfonds kaufen tatsächlich die relevanten Aktien. Aber Achtung: die Fondsmanager verleihen die Titel anschließend und zwar oft nahezu den gesamten Bestand. Wer jetzt glaubt, die Leiherträge gäbe der Fonds an die Anleger komplett weiter, irrt wiederum. Keine Frage, wer das akzeptiert, einen ETF zu kaufen, der am Ende auch bloß nur noch Forderungen im Bestand hat, die im Zweifel nichts wert sind, möge sich bitte schön nicht zurückhalten.
Daß wir uns bloß richtig verstehen: Wer ETF gut findet und sich über die Risiken informiert hat, soll sie auch kaufen. So viel Respekt gehört sich einfach.
Aber ich will schon ausdrücklich darauf beharren, daß die ETF Branche meines Erachtens mit gezinkten Karten spielt und vermeintliche Sicherheit vorgaukelt, wo keine ist. Im Grunde müsste der Anbieter eines solchen Produktes folgendes sagen: „Lieber Anleger, wir verkaufen Dir ein Papier, was suggeriert, da sei Substanz dahinter. Das stimmt aber nicht, wir haben für Dich nur einen Sack voller Versprechungen geschnürt“. Das war Fall A (SWAP-basierter ETF).
Und – Fall B jetzt – bei einem physisch replizierendem Indexfonds müsste der Slogan heißen: Lieber Anleger, wir tun bloß so, als hätten wir die Aktien im Depot, die den Index abbilden. Das stimmt aber nicht, denn wir haben die meisten Aktien anschließend verliehen und verfügen somit über keine oder wenigstens nur geringe Substanz.“ Ich fürchte allerdings, daß dergestalt keine Katze aus dem Sack gelassen wird.
Alles nur Panikmache von Börsebius, alles nur halb so schlimm?
Selbst der IWF warnt schon früh vor einer „Scheinliquidität an den ETF-Märkten. Das heißt übersetzt, der Internationale Währungsfonds glaubte eher nicht, daß im Falle der Fälle der eine oder andere ETF die benötigte Liquidität schaffen kann. Also die Anleger im Zweifel nicht an ihr Geld kommen.
Und genau so kam es während der Corona Krise ja auch. ETF sind und bleiben das, was ich schon seit Jahr und Tag sage:
Teufelszeug. Leider Gottes.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
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