Die Zeit danach…(II) Wie gefährdet ist unser Geld? Was tut not?

Die Zeit danach…(II) Wie gefährdet ist unser Geld? Was tut not?

Mit meiner Kolumne vom letzten Mittwoch „Die Zeit danach…Wie gefährdet ist unser Geld? Was tut not?“ habe ich anscheinend genau den Nerv getroffen. Ich habe noch nie so viele Anrufe und Mails zu einem Beitrag bekommen. Dafür sage ich erst einmal ein herzliches „Vergelts Gott“. Einige Antworten auf die meisten Fragen dienen nun als Blaupause für diese Kolumne. Ein treffenderer Titel als „Die Zeit danach (II)“ ist mir nicht eingefallen.

Etwas anderes vorweg: Als Hauptmann der Reserve im Stabsdienst kenne ich Planspiele in und auswendig. Und weiß, wie wichtig das Üben von kritischen Szenarien für den Ernstfall sein kann. Sein muss. So gesehen bin ich seit Tagen fassungslos über den Umstand, daß das Robert-Koch-Institut (RKI) mit einigen Bundesbehörden schon 2012 eine Pandemie-Übung durchführte, in der ungefähr das gleiche Szenario modellmäßig ablief wie das derzeit Erlebte.

Und noch schlimmer: Die Schlussfolgerungen der Übung (etwa Schutzkleidung und Beatmungsgeräte fehlen allerorten, drastische Überlastung von Krankenhäusern, Shutdown) wurden den Behörden und auch dem Deutschen Bundestag zur Verfügung gestellt. Doch diese „Risikoanalyse“ staubte vor sich hin und wurde im Internet jahrelang als Download beim Katastrophenschutz bereitgestellt. Laderate: Null.

Zurück zum Geld, zurück zu Aktien, zurück zur Geldanlage.

Ja, ich denke schon, daß einige Banken diese Corona Krise nicht überstehen werden. Und dass es – wie ich letzte Woche geschrieben habe – für Sparer existentiell wichtig ist, bei einer Bank nie mehr als 100.000 Euro auf dem Konto zu bunkern. Das gilt natürlich auch für Tagesgeld, soweit sowas überhaupt noch angeboten wird.

Nur, die Eine-Million-Dollar Frage, welche Institute am Ende ins Gras beißen müssen, kann ich Ihnen nicht beantworten. Daher ja auch die Dringlichkeit, die Einlagensicherung pro Bank und Person (bis 100.000 Euro ist alles gut) höllisch zu beachten.

Viele Anrufer meinten, ob das denn nicht alles ein wenig arg übertrieben sei mit der Angst vor Bankpleiten? Nein, ist es nicht. Ich kann guten Gewissens auf den Chef der Bankenaufsicht BaFin verweisen, der hier durchaus ein Bedrohungsszenario sieht (etwa in der FAZ vom vergangenen Sonntag).

Ein besorgter Leser fragte, wie es denn mit Wertpapieren aussähe für den Fall einer Bankpleite und ob es nicht angezeigt sei, seine Bayer-Aktien „vorsorglich“ wegzuräumen. Dieses Thema interessierte aber auch viele andere.

Also: Selbst für den Fall der Pleite eines Institutes sind die im dortigen Depot vorhandenen Aktien und Fonds total sicher. Die gehören ausschließlich dem Depotinhaber. Investmentfonds sind darüber hinaus sogenanntes „Sondervermögens“ und damit nicht angreifbar. Allerdings kann es eine gute Idee sein, seine Fonds direkt bei einer Fondsbank zu führen, das ist wahrscheinlich auch noch preiswerter als bei der Hausbank.

Was Ihnen im übrigen nicht gehört, sind die Substanzwerte bei Zertifikaten. Da sind nämlich gar keine drin. Zertifikate hasse ich herzlich. Sie sind nicht mehr als ein buchmäßiges Versprechen des Emittenten. Sie haben keine? Umso besser. Schauen Sie aber vorsichtshalber in Ihr Depot. Sparkassen und der genossenschaftliche Bankenverbund verkaufen solche Sachen recht gerne und verpacken es dann mit hübschen Namen wie „Express“ oder „Turbo“ oder „Garantie“ oder sonst was, was sich gut anhört. Nicht umsonst haben viele dieser Papiere in der aktuellen Krise dramatisch an Wert verloren oder sind sogar explodiert.

Inflationsretter Substanzwerte

Viele Fragen gab es auch zu den Anlagealternativen für den Fall einer drohenden Inflation.

Meines Erachtens sind hier vor allem Sachwerte gefragt (Gold, wie beschrieben eher nicht, das arbeite ich aber auch noch mal in einer eigenen Kolumne ab). Bei Immobilien erwarte ich noch einen deutlichen Abschwung.

Im Ergebnis hatte ich zu zehn guten Qualitätsaktien oder guten Fonds geraten. Dabei bleibe ich auch.

Zu viele Werte, zu viele Sorgen

Mit den „zehn“ Aktien habe ich übrigens einen Leser aus Marburg ziemlich erschreckt, der 50 Titel hält und mich jetzt fragt „Machen wir was falsch?“ Ja, ich finde schon. Bei mehr als 10 Werten geht leicht der Überblick verloren und ich kann mir nur vorstellen, daß sich jemand mehr Werte ins Depot legt, um sein Risiko zu streuen. Das ist aber ein Trugschluss. Die Wissenschaft sagt, daß das Risiko ab einer bestimmten Aktienzahl nicht (mehr) abnimmt. Außerdem ist das alles eine Frage der Psychohygiene. Zu viele Werte, zu viele Sorgen. Meine Zielgröße sind daher 10 Aktien. Oder eben gute Fonds.

Meine Börsebius TopTen Masterliste wird übrigens demnächst nachjustiert. Danke auch an die Anfragen in dieser Richtung. Bitte haben Sie noch etwas Geduld, es ist im Moment einfach viel zu tun. Ich bin aber dran. Ganz ehrlich.

Nochmals zurück zum Anfang. Zur Blaupause.

Die gesamte deutsche Publikums-Presse ignoriert übrigens, zumindest soweit ich das sehe, das es auch schon eine „historische Blaupause“ zur heutigen Virus-Pandemie gibt: Immanuel Kant.
Der Gelehrte beschreibt in seiner „Nachricht an Ärzte“ veröffentlicht am 18.April 1782 ziemlich treffend all das, was die Neuzeit eigentlich hätte wissen müssen und er zieht auch ziemlich erstaunliche Schlussfolgerungen, was mit was zusammenhängt.

Ich verdanke diese Erkenntnis über Kant (und auch noch John Fothergill sowie Egon Friedell) einem Leser meiner Kolumne, der mich auf einen aktuellen Aufsatz zum Thema „Die Bedeutung einer Epidemie für die Entwicklung der Menschheit“ hingewiesen hat.

Diesen Aufsatz können meine treuen Leser als Dankeschön bei mir anfordern. Einfach eine Email schreiben (rombach@derboersebius.de). Möge ihm – dem Artikel – das Schicksal der RKI Blaupause aus dem Jahr erspart bleiben.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“